Bis
jetzt konnten wir immer ganz bequem per Auto von Ort zu Ort reisen. Gestern haben wir unser Auto aber abgegeben. Zum einen ist es eine Erleichterung, andererseits sind wir jetzt aber auf andere
Transportmittel angewiesen. Und so steht jetzt unsere erste grosse Busreise an. 8h werden wir im Bus sein und die Grenze Chile nach Bolivien passieren.
Weil wir bereits gelernt haben, dass bei einer solchen Reise nicht immer alles wie am Schnürchen läuft und wir stress nicht besonders mögen (Vor allem nicht am Morgen, mit lieben grüssen an meine
ehemaligen Mitarbeiter
😜)
sitzen wir frühzeitig beim Morgenessen. Mit Blick auf das Meer und den Sonnenaufgang können wir zur Abwechslung wieder einmal ein reichhaltiges Frühstück geniessen. Das Check-Out und die
Taxifahrt zum internationalen Busterminal in Arica funktioniert reibungslos. Nicht einmal handeln müssen wir beim Taxifahrer, da er von Anfang an, den üblichen Preis verlangt.
Am Busbahnhof gehen wir zum Schalter um unsere Tickets einzulösen. Wir legen unsere Tickets vor, auf dem der Bus um 9:00 Uhr notiert ist. "Dieser Bus fährt heute nicht!" Meint die Dame am
Schalter freundlich aber bestimmt. "Wir können ihn einen Bus um 11:30 Uhr anbieten. Das Gepäck dürfen sie solang gerne hier bei uns lassen." Thomas und ich machen es uns auf einer Bank gemütlich,
es stresst uns herzlich wenig, dass wir jetzt später abfahren. Wir sind froh, können wir noch heute fahren und müssen nicht bis morgen warten, was hierzulande durchaus auch hätte passieren
können. Mit weiterer Verspätung rechnen wir. Um 12:30 Uhr befinden wir uns dann, immer noch völlig entspannt, im Bus, bereit zur Abreise.
Bevor wir den Busbahnhof verlassen, steigt eine kleine, ältere Frau in den Bus." Billets bitte!" Bei uns angekommen hält sie inne. Thomas streckt ihr das Busticket zu. "Nicht das" meint sie "das
Andere!" Die Frau stolziert ohne Erklärung an uns vorbei. Thomas und ich sind etwas ratlos, sofort kommt uns eine Mitinsassin zu Hilfe und erklärt uns, dass wir zusätzlich eine Summe am
Ticketschalter des Busbahnhofes zahlen müssen, um den Bus überhaupt benutzen zu dürfen. "Los, der Bus wartet!" Lächelt die Dame, sie trägt eine typische Inkakluft und hat ihre langen, schwarzen
Haare zu Zöpfen geflochten. Die Zöpfe sind mit glitzernden Steinchen und Lama Filz verschönert. Sie strahlt eine angenehme Ruhe und Zufriedenheit aus.
Während Thomas im Bus wartet, folge ich der Wegbeschreibung der freundlichen Dame und bin ziemlich schnell wieder, mit 2 Extrabillets, an Board. Und dass ist auch der Grund, wieso man unbedingt,
bei jeder Reise, etwas Bargeld in der Landeswährung mit sich tragen sollte. Woher soll man denn auch wissen, dass der Busbahnhof auch noch seinen Teil einheimsen will?
Los geht’s Richtung Grenzübergang. Nach knapp 4 Stunden im Bus, können wir die Passkontrolle Chiles bereits sehen. Unsere Grenzpapiere sind ausgefüllt und das PDI (Einreiseformular welches man
bei der Einreise in Chile bekommt, und wieder abgeben muss) haben wir griffbereit. Ziemlich schnell merke ich, dass es mir nicht gut geht. Ich höre, wegen heftigem Ohrendruck, nur noch dumpf und
fast unverständlich Thomas stimme. "Schatz ich hör dich nicht und mir ist echt schwindlig" kann ich noch sagen, bevor ich zusammenbreche. Als ich wieder aufwache muss ich lachen, über mir kann
ich 7 bis 8 Köpfe zählen, die mich mit Fragen löchern. Ausser einem gestauchten Finger, geht es mir aber super. Trotzdem gehen immer wieder besorgte Personen an mir vorbei und geben mir Tipps.
Von Hände über den Kopf ausschütteln, zum Tanzen über eine Packung Kekse, für den Zucker, ist alles dabei. Wirklich super lieb, mir ist es aber eher unangenehm. Ich bin froh, nach der Erledigung
der Formalitäten, wieder in den Bus einsteigen zu können und vergrabe mich tief in meinem Sitz.
10min später dann der 2. Grenzübergang. Ich mag diese Kontrollen nicht besonders und bin immer froh, wenn wir diesen mühsamen Papierkram hinter uns haben. Während Thomas unser Gepäck entgegen
nimmt, kommt eine sympathische Frau zu mir. Sie scheint mir sehr vertrauenswürdig und ich finde an ihr nichts Sonderbares. Dann streckt sie mir eine Jacke entgegen. "Bitte hilf mir" klagt sie
"zieh sie an und geh über die Grenze". Ich habe die Jacke bereits in der Hand, als ich stutzig werde. Wieso, um Himmelswillen, müsste ich einer topfitten Frau mit wenig Gepäck, ausgerechnet
helfen eine Jacke zu tragen?? Und ausserdem, kann ich den Hanf noch 10km gegen den Wind riechen, der eindeutig aus dieser Jacke in meine Nase strömt. Noch bevor sie mir die Jacke übergeben kann,
lasse ich sie los, tu so als würde ich nichts verstehen und gehe. Ob die Dame ohne Probleme über die Grenze gekommen ist? Ich weiss es nicht, ich habe sie nicht mehr gesehen.
Wir für unseren Teil kamen ohne Probleme über die Grenze nach Bolivien. Und so kann ich die noch 4 stündige fahrt, vorbei an grünen Wiesen mit weidenden Lamas und Alpakas geniessen. Während die
Sonne langsam untergeht können wir die Indigenos (Ureinwohner) beobachten, wie sie ihre Schafe und Kühe in den sicheren Stall treiben.
Alles in allem eine ganz angenehme Fahrt. Ohne grössere Zwischenfällen.
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Papi (Montag, 08 Mai 2017 03:35)
Schön geschrieben. Zum glück alles gut gegangen.