Von Ecuador nach Kolumbien

Wie schön es doch ist zu Reisen. Manchmal gehört der Anfahrtsweg in einen schönen Ort einfach zum Abenteuer dazu und manchmal ist es einfach ein anstrengendes Müssen um weiter zu kommen. Heute teile ich mit euch unsere Reise von Ecuador nach Kolumbien. Eine anstrengende, lange Fahrt. Zur Zeit haben vor allem die Grenzen nach und aus Kolumbien Mühe, die grossen Anstürme in den Griff zu bekommen. Viele Venezuelaner flüchten aus ihrer Heimat in der Hoffnung einen besseren Ort zu finden, als diesen, den sie hinter sich lassen.

 

Kolumbien, bunt, rassig, sexy… So viel haben wir schon gelesen und gehört und nun sind wir endlich angekommen in Südamerikas heissestem Land. Doch ganz so leicht hat Kolumbien uns den Start nicht gemacht. Denn vor dem Vergnügen kommt bekanntlich die Arbeit.

 

Weil wir wissen, dass der Grenzübertritt mehrere Stunden in Anspruch nehmen wird, machen wir uns früh auf. In Otavalo rufen wir ein Taxi und erklären dem Fahrer wohin er uns fahren soll. Eine Bushaltestelle soll‘s sein, die gleiche wie gestern. Immerhin, wissen wir an diesem Morgen genau wohin wir müssen, ist nämlich nicht unser erster Versuch nach Kolumbien zu kommen! (wer nicht weiss von was ich spreche: hier die Auflösung!)An der besagten Bushaltestelle also, steigen wir in den Bus, in Richtung Tulcán. Eine Grenzstadt in Ecuador, die ansonsten nicht viel zu bieten hat. Der Bus ist früh morgens um 6:30 Uhr rappelvoll und wir müssen die 3 Stunden Fahrt stehend durchziehen. Immerhin vergisst der Kontrolleur unser Geld einzuziehen, sodass wir mehr als entschädigt werden. Im Übrigen muss ich klarstellen, dass die Busse meist in einem top Zustand sind, oft haben sie Wifi und die Tickets sind extrem günstig. In Tulcán brauchen wir wieder ein Taxi bis zum Grenzposten. 20 Minuten später stehen wir also am Büro in Ecuador um unsere Pässe zu stempeln. Das System hier? Es gibt keines. Oder wenn man es benennen will: ein Südamerikanisches-System! Eine riesen Schlange schlängelt sich durch das Gebäude, bis vor die Tür, wo Sicherheitsbeamte die Eingangstüren versperren (die meiste Zeit an ihrem Handy, auf den Bildschirm glotzend und die Käppchen tief ins Gesicht gezogen, Arbeitsmoral lässt grüssen!). 10 Schalter, aber nur eine Schlange, eine Schlange für alle Anliegen: Hinten anstehen!

 

Es ist nun 09:00 Uhr, wir gehen über die gelbe Brücke, die nach Kolumbien führt und halten vor der nächsten Menschenkolonne. Wieder heisst es anstehen. In der Schlange wird Karten gespielt, gegessen und diskutiert. Ab und zu wird eine Schwangere oder Mutter mit Kinder durch die Menge bugsiert, sie müssen nicht anstehen, genauso wenig wie Alte oder Menschen mit anderen Gebrechen, obwohl wir manchmal nicht wissen was das Gebrechen sein soll, welches ihnen erlaubt nach vorne zu drängeln. Doch man fragt nicht, Regel ist Regel und zumindest diese wird hier streng genommen. Nach 3 Stunden anstehen bin ich an der Reihe. Ich wappne mich auf Fragen oder kritische Passport-Blätternde-Beamte. Stattdessen schaut dieser aber auf sein Handy, dann in meinen Pass, nimmt sein Handy wieder, schreibt eine SMS. Lässt einen Spruch zu seinem Nachbarn springen, der schaut jetzt ebenso aufs Handy, nimmt eine Sprachnachricht auf. Beide lachen. Stempel. Passport zurück, gut ist es. Ehrlich jetzt??? Das macht ihr also 3 Stunden???? Südamerikaner und ihre Handys, das ist eine besondere Beziehung. Ob du an der Kasse warten musst, weil die Kassiererin eine Textnachricht aufnimmt, die ungelogen 5 Minuten dauern kann. Oder du dich am Rücksitz des Taxis festkrallen musst, weil der Taxifahrer nur noch 1 Hand frei hat um Schaltknüppel, Lenker und Hupe zu bedienen, weil er während dessen in der anderen Hand sein Iphone hält!

 

Egal. Wahrscheinlich bin ich einfach langsam ein wenig Müde vom Rucksack, der fast so gross ist wie ich, tragen, oder einfach hungrig, weil mein Magen wie ein Schweizer-Uhrwerk um 12:00 Uhr Alarm schlägt und dies auch nach über 4 Monaten reisen unwiderruflich so bleibt! Wie eine Katze, deren innere Uhr perfekt funktioniert. Es ist nun also 12:00 Uhr und somit schon 6 Stunden vergangen, seit wir aus dem warmen Bett gekrochen und ins Taxi in Otavalo gestiegen sind.

 

Weiter. In das nächste Taxi, bis nach Ipiales. Hier treffen wir Marc und Jenny aus London. Wir reservieren uns ein Busticket nach Popayan, haben aber noch 2 Stunden Zeit. Perfekt! In Ipiales steht nämlich eine der schönsten Kirchen ganz Südamerikas und einen kleinen Abstecher dorthin haben wir von Anfang an angepeilt. So steigen wir alle zusammen ins nächste Taxi und lassen uns zur Kirche fahren.

 

Die Kirche Las Lajas (Santuario de Nuestra Senora de las Lajas/Heiligtum unserer lieben Frau von Las Lajas) ist eine katholische Basilica minor. Die Kirche wurde aus grauem und weissem Stein in neogotischem Stil errichtet und befindet sich in einem Canyon in Ipiales. Seit dem 18. Jahrhundert ist sie ein beliebtes Ausflugsziel.

 

Pünktlich um 14:00 Uhr sitzen wir dann im grossen Bus Richtung Popayan. Eine 8 Stündige, aber letzte Fahrt an diesem langen Tag. Wir sind in Kolumbien angekommen.

 

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