Cementerio de la Recoleta

 28.03.2017

Heute habe ich das Meer gefunden. Oder das Meer mich?

Der Tag beginnt früh. Ich wälze mich im Bett. Zum Glück können wir ab 8:00 Uhr morgenessen. Es wird im ersten Stock serviert. Es wird spärlich gedeckt, erfüllt aber seinen Zweck. Am langen Esstisch sitzt bereits ein Herr, der Herr des Hauses, wie ich annehme. Er sitzt am Königsplatz und schlägt sich den Magen voll. Hattest du gestern Spass? denke ich mir. Das alte Haus ist ziemlich hellhörig und gestern Nacht konnte ich lange kein Auge zu tun (eurer Phantasie sei freien Lauf gelassen).

Ich setze mich auf die angrenzende Terrasse. Hier fühle ich mich wohl. Eine leichte Brise weht mir durch das Haar, es ist noch kühl, der Lärm der Hauptstadt geht hier verloren und am kleinen, alten Holztisch kann ich das Gefühl der Freiheit geniessen.

Teil 1 Cementerio de la Recoleta

Der Friedhof Recoleta befindet sich im gleichnamigen Stadtteil Recoleta der Argentinischen Hauptstadt. Er befindet sich einige Blocks von unserem Hostel entfernt und ist die Ruhestätte zahlreichen wohlhabenden und prominenten Verstorbenen. Reiche haben hier mächtige Mausoleen gebaut. Es sind aufwändige bauten, lebensgrosse Statuen und prächtige Grabstätten welche hier in dichten Reihen stehen. Moderne Gräber reihen sich an heruntergekommene, geplünderte Gruften. Diesen Kontrast ist leicht zu erklären. Stirbt eine Familie aus, kümmert sich niemand mehr um die Gedenkstätte. Schnell verlottert, die einst schön und lieb gepflegte Gedenkstätte. Bis die Stadt mögliche Erben ausgeschlossen hat und die Grube damit versteigert werden kann, können Jahre vergehen. Der Friedhof fasziniert mich. Ich möchte mehr davon erfahren. Eine Gruppe Reisende schlendern an mir und Thomas vorbei. Ich bemerke, dass sie Deutsch geführt wird und gehe ein Stückchen den gleichen Weg, so kann ich einiges an Informationen aufschnappen. Der Friedhof umfasst mehr als 4500 Grabstätten, über sechzig Mausoleen wurden als nationale Kulturdenkmäler ausgewiesen. Viele verschiedene Architekturstile, von Art Déco über Neugotik bis hin zum Barock vereinen sich über Jahre auf diesem Friedhof.