Reserva Ecologica Costanera Sue

28.03.2017

Spontan haben sich Thomas und ich heute entschieden unser Glück mit dem Park Reserva Ecologica noch einmal zu versuchen.

 

Auf dem Weg dorthin – natürlich zu Fuss – fallen mir die vielen Panaderias (Bäckereien) auf. In den Vitrinen findet man die grössten Torten, die süssesten Backwaren und die verschiedensten Geschmacksrichtungen an Empanadas. Es ist wunderschönes Wetter in Buenos Aires, während Thomas und ich durch die Strassen ziehen. Hand in Hand, aber still. „ An was denkst du?“ frage ich ihn. „An nichts“ erwidert er „Ich gehe nur und schaue“. Mir kommt einen Satz in den Sinn, den ich vor langer Zeit gelesen hatte und mir imponierte.

 

Ein Mann fährt zu ’nem Blitzbesuch
zu seinem Vater auf das Dorf.
Der Alte füttert grade Katzen.
Der Mann sagt „Tag! Ich bleib nicht lang,
hab eigentlich gar keine Zeit.
Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht!

 

Ich hetz mich ab und schaffe nichts.
Ich bin nur noch ein Nervenwrack.
Woher nimmst du nur deine Ruhe?“
Der kratzt sein linkes Ohr
und sagt: „Mein Lieber, hör gut hin,
ich mach es so, es ist ganz einfach:

 

Wenn ich schlafe, schlafe ich
Wenn ich aufsteh, steh ich auf.
Wenn ich gehe, gehe ich.
Wenn ich esse, eß ich.

 

Wenn ich schaffe, schaffe ich.
Wenn plane, plane ich.
Wenn ich spreche, spreche ich.
Wenn ich höre, hör ich.“

 

Der Mann sagt: „Was soll dieser Quatsch
Das alles mache ich doch auch,
und trotzdem finde ich keine Ruhe.“
Der Alte kratzt sein linkes Ohr
und sagt: „Mein Lieber, hör gut hin,
du machst es alles etwas anders:

 

Wenn du schläfst, stehst du schon auf.
Wenn du aufstehst, gehst du schon.
Wenn du gehst, dann ißt du schon.
Wenn du ißt, dann schaffst du.

 

Wenn du schaffst, dann planst du schon.
Wenn du planst, dann sprichst du schon.
Wenn du sprichst, dann hörst du schon.
Wenn du hörst, dann schläfst du.

 

Wenn ich schlafe, schlafe ich…“

 

copyright: Gerhard Schöne, 1983

 

Ich beneide Thomas um diese Fähigkeit und geniesse die Ruhe, die er ausstrahlt.

 

Die Zeit die wir zu Fuss bis zum Park gehen verfliegen wie im Flug. Nun sind wir hier. Ein Wärter drückt uns eine Wegbeschreibung in die Hand und erklärt uns netterweise einige Stichpunkte. Ich kann ihn gut verstehen und auch Thomas hört gebannt zu. Es baut mich auf, dass meine Spanischstunden wohl doch etwas gefruchtet haben.

 

Der Park ist ruhig und wunderschön grün. Der Kontrast zwischen der grauen hektischen Stadt und den grünen, ruhigen Naherholungsgebieten fasziniert mich. Hier im Freizeitpark fühle ich mich wohl. Ich geniesse den Spaziergang durch die Sümpfe. „Hörst du das Meer?“ flüstert Thomas. „Ja“ jauchze ich und nehme einen kleinen Luftsprung als sich in der Ferne das Meer zeigt. Unsere Schritte werden etwas schneller und wir kommen am Meerufer zur Ruh.

 

Was ist es nur, was das Meer so traumhaft macht? Wenn ich in die Weite der Meere schaue, denke ich an die unendliche Tiefe, welches das Wasser verbirgt. An die Ruhe, die unter Wasser herrscht. An die riesigen Tiere und die einzigartige Fauna, an das unendlich ungewisse, in der tiefen Dunkelheit. Es fasziniert mich. Was da noch alles sein mag?