La Paz, hoch und lebendig

Mit einem gemischten Gefühl kommen wir in La Paz an, liest und hört man doch so viel von der Kriminalität in Boliviens Regierungssitz. Die Schauergeschichten im Hinterkopf und das Ankommen in der Nacht führt zu einer gewissen Skepsis. 

 

Sicherheit voran

Obwohl man auch von Raubüberfällen tagsüber hört, ist es Nachts doch viel gefährlicher. Haltet euch also Nachts nicht an ruhigen Ecken auf oder bleibt im Hotel.

Das Touristenkidnapping ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Es ist daher gar nicht schlecht, sich vorab über die Wahl des Fortbewegungsmittels zu informieren. Unsere Wahl fiel auf die guten alten Wanderschuhe. Da La Paz in einem Talkessel liegt, muss man viele steile Gassen erklimmen, was das Auskundschaften zu Fuss in dieser Höhe (La Paz liegt auf 3200 - 4100 müM) zwar anstrengender nicht aber minder interessant macht. Mussten wir längere Strecken bewältigen, haben wir auf ein Taxi (unbedingt eines mit Gegensprechanlage!) zurückgegriffen oder haben ein Teleférico (Erklärung folgt) genommen.

Lasst eure Wertgegenstände Zuhause. Wenn ihr zu zweit reist, reicht es 1 Natel bei sich zu tragen. Du solltest nur das nötigste an Geld mitnehmen. In Bolivien ist es Pflicht den Pass immer bei sich zu tragen, eine Kopie reicht aber völlig aus, sodass das Original sicher im Hostelsave aufbewahrt werden kann.

 

Wie in jeder anderen Stadt kann man hier mit gesundem Menschenverstand und gewisser Vorsicht tolle Tage erleben. Und so hat sich La Paz zu einem meiner heimlichen Favoriten gemausert.

Trotz verruchtem Ruf, gefällt mir die Stadt sehr. Sie verzaubert mich auf ihre eigene Art und Weise. Es ist ein wunderbarer Ort, in der die Kultur der Ureinwohner allgegenwärtig ist.

 

1 Tag in La Paz

Wir möchten zuerst eine Fahrt mit einer der Teleféricos, die über der Stadt schweben, geniessen. Der Höhenunterschied zwischen den weiter talabwärts gelegenen südlichen Stadtteilen mit vielen Villen und dem Stadtrand am oberen Ende des Talkessels beträgt knapp 1000m, was in einem Teleférico besonders zur Geltung kommt. Die Abfahrt von El Alto hinunter nach La Paz führt zu einer der spektakulärsten Ausblicke Boliviens.

 

Die Seilbahn wurde 2014 unter anderem zur Verbindung der Stadt El Alto mit dem tiefergelegenen Regierungssitz La Paz erbaut, um vor allem in den Stosszeiten akuten Verkehrsüberlastung entgegenzuwirken.

Im Zentrum stöbern wir auf dem bekannten Hexenmarkt (Markt zum Handel mit rituellen Waren). Hier werden für bestimmte Rituale Llama-Föten verkauft. Sie hängen über den Kramerläden, in denen man allerhand Kräuter und Tinkturen für die verschiedensten Krankheiten findet. Unheimlich aber auf eine makabre Weise interessant.

 

Tatsächlich interessant wird es im bekannten Coca-Museum. Die lange Tradition und die Handhabung des Coca-Kauens, dürfen wir von einem freundlichen Mitarbeiter erlernen. Er verspricht uns mehr Energie durch das Kauen. Ausser einem Taubheitsgefühl im Rachenraum passiert aber nicht viel. Das Kauen von Coca-Blättern ist in Peru und Bolivien legal. Mehrere Aufstände und sogar Kriege zur Durchsetzung eines Verbotes konnte die jahrelange Tradition nicht stürzen. Zum grössten Teil in den Minen von Potosi wurde die Tradition hartnäckig weitergetragen. Die stundenlange, körperlich harte Arbeit konnte ohne Coca-Kauen, so die Arbeiter, nicht verrichtet werden. Trotzdem, darf die Coca-Pflanze nicht Zuhause angebaut werden. Nur einige Plantagen haben die Erlaubnis dafür. Das Weiterverarbeiten der Pflanze in Kokain oder Betäubungsmittel ist verboten. Das Konsumieren von Kokain ist hier zu Lande ein grosses Problem, vor allem arme Menschen kommen aus dem Strudel des Kokainverbrauchs und -verkaufs nicht mehr raus. Und trotz harten Strafen und immer mehr Aufklärung, steigt die Zahl der Drogenabhängigen unaufhörlich.

 

Gegen Abend möchte ich unbedingt noch einmal auf den Platz der Tauben. Auf dem Platz, der eigentlich Plaza Murillo heisst, geniessen hunderte Tauben die Aufmerksamkeit der Kinder. Ich lasse es mir nicht nehmen, auch ein Säckchen voll Körner zu kaufen, um die Aufmerksamkeit der Tauben auf mich zu lenken. Es ist wunderbar, die Tauben zu füttern. Während sie sich gierig auf das Fressen stürzen und dabei keine Scheu zeigen, bin ich fasziniert von dem blau, grau schimmernden, weichen Gefieder, welches ich nun ohne Probleme erfühlen kann.

 

 

Und so neigen sich die Tage in La Paz dem Ende zu. Im Hotel angekommen beginne ich zu Packen. Ich fühle mich gut, ob’s am Coca-Kauen liegt? Ich packe meine 7 Sachen in meine kleine 60l-Backpackerwohnung. Morgen um 8 Uhr fliegt unser Flieger Richtung Lima, Peru.

mehr über La Paz: Death Road

 

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