Angst beginnt im Kopf, Mut ebenso!
Am Eingang der Caverna de Umajalanta werden wir mit Stirnlampen und Helmen ausgerüstet. Je tiefer wir in die Höhle klettern, desto kühler und enger wird sie. Fausto und ich machen uns ein wenig lustig über die grossen, unbeweglichen Touris, die sich vor uns mühselig durch die immer enger werdenden Gassen quälen. Nach einem Engpass und einer Schlammrutsche kommen wir in eine grosse Höhle wo Stalaktiten und Stalagmitten zu bewundern sind. Von nun an geht es nur noch auf allen Vieren weiter. Unsere Gruppe krabbelt in Richtung Felsritze, wo wir stoppen. Beim Gedanken, hier durch zu kriechen bekomme ich ein beklemmendes Gefühl. Ich begebe mich ungern in Enge unübersichtliche Räume, genauso ungerne bin ich in mit Menschen überfüllten Räumen, in solchen Situationen steigt eine Panik in mir auf. Die Ritze ist geschätzt 40 cm breit und schlängelt sich waagrecht in die Tiefe. Um durchkriechen zu können muss ich mich auf den Boden legen und seitlich durchrobben. Ich weiss, dass ich nicht lange darüber nachdenken darf, denn Reisen heisst auch Grenzen überwinden. Wozu sind Ängste da, wenn nicht um sie zu überwinden? Also los. 5 Meter ziehe ich mich durch die enge, dunkle Felsritze, steige mit Hilfe eines Seiles tiefer in die Dunkle Höhle und komme 150 m tiefer an einen kleinen Höhlen-See, wo sich kleine fast durchsichtige Fische tummeln. Der Aufstieg ist anstrengend und gefährlich. Ich frage Fausto, wie er wissen konnte, dass unsere Gruppe diese Tour schaffen würde. Denn eines ist sicher, nicht jeder kann diese Tour bewerkstelligen, sei es aufgrund seiner Fitness, seiner Postur oder seinen Ängsten bzw. Phobien und auf keinen Fall kannst du so etwas, oder ähnliches ohne Sicherung und ohne Schulung in anderen Ländern erleben. Fausto entgegnet mir cool „ im Verlaufe der letzten Tage habe ich immer wieder kleinere Test gemacht. Nicht bemerkt?“ Erst jetzt erinnere ich mich, an die kleine Ritze in Ciudad de Itas, wo er uns am Morgen durchgejagt hatte. Schon dort wollte ich mich zuerst nicht durchzwängen, habe es aber dann doch getan. Und um ehrlich zu sein, diese Klettertour hat richtig Spass gemacht. Reisen bedeutet eben auch über dich hinauszuwachsen!