16.04.2017
Unser Heimweh hat sich in der letzten Zeit ein wenig gelegt, an Tagen wie diesen, an Festen, die man mit der Familie feiert, vermissen wir unser Zuhause dann aber doch. Gerne hätte ich meinem kleinen Bruder oder meinem Göttibueb mit einem Osternest eine Freude gemacht und das traditionelle „Eiertütsche“ mit der Familie Gautschi haben wir ebenso vermisst. Umso toller ist es, dass wir hier in Belloto eine Ersatzfamilie gefunden haben. Zumindest für Ostern.
Dada (Grosspapa) begrüsst uns um die Mittagszeit herzlich in seinem Heim. Zusammen mit Miguel und Carina bewohnt er ein Mehrgenerationenhaus. Als erstes gibt’s für uns eine Führung durch Haus und Garten. Das Haus ist alt und scheint unstabil, ist aber gemütlich eingerichtet. Vor einer Bildergallerie machen wir mit Dada unseren ersten Halt. Es wird uns ein Bild nach dem Anderen in die Hand gedrückt und ausführlich über die jeweiligen Gesichter darauf erzählt. Es ist eine Grossfamilie, die auf der ganzen Welt verteilt lebt. 3 Söhne, 1 in der Schweiz, 1 in Deutschland, 1 in Italien und 1 Tochter, in Belloto.
Der Garten von Dada ist so gross, dass man locker 2 oder 3 Pferde halten könnte. Dada meint aber, er habe sonst schon genügend zu tun. Er ist Maurer und hat sein Leben lang hart geschuftet. „Das macht man hier noch alles von Hand, Betonanmischen, Holze sagen, Steine heranschleppen!“ Meint Dada zu Thomas. Das harte Arbeiten sieht man ihm auch an. Er ist gebrechlich und schnell müde, hat nur noch wenige Zähne und die Kommunikation scheint gemächlicher geworden. Letzteres ist für uns angenehm, so können wir unser Spanisch aufbessern und verstehen auch das Meiste. Ansonsten sprechen die Chilenen sehr schnell und sind bekannt für das Verschlucken von Wortenden und verdrehen von Buchstaben.
Die Gärten hier sind einer Wüste gleich. Sandig und chaotisch, was auf den ersten Blick wenig glamourös scheint. Avocados, Zitronen, Granatäpfel, Feigen, Trauben und unzählige Mandelbäume machen den Garten zu einem Highlight. Die meisten Familien halten mehrere Hunde, sodass es öfters zu einem Bellkonzert in der Nachbarschaft kommt, so auch die Familie Jose mit ihren Hunden Thomy und Pauline, Pipa und Tint.
Während ich mit Viktor (5) und Beatriz (4) spiele, kümmert sich Felipe um das Feuer auf dem bereits eine Menge Fleisch gart. Es wird Mote con huesillo vorbereitet und Wein eingeschenkt. Auch hier werden für die Kinder Osternester versteckt, ist es erstmal gefunden wird fleissig geschlemmt. Mama Joys ist wenig begeistert von der Naschereien vor dem Hauptgang. Was uns den Aufenthalt hier, irgendwie noch heimeliger macht.
Langsam wird dann auch der Mittagstisch reich gedeckt. Die Chilenen essen generell gerne und viel. Wir fühlen uns seit Tagen regelrecht gemästet, aber gut ist es eben doch, das Fleisch, der Salat, die Kartoffeln und auch der örtliche Schnaps, der mir gereicht wird. Die Kinder die eigentlich lieber spielen oder Fernsehen würden, als ruhig am Platz zu sitzen. Dada und Papa die es geniessen, wieder einmal alle an einem Tisch zu haben und der Onkel, der Maria über ihr befinden in der Schwangerschaft befragt, eigentlich, ganz wie bei uns Zuhause.
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Mirj (Freitag, 21 April 2017 13:29)
Mer händ üch ou vermesst ade Ostere �