Bye Bye Familie
25.03.2017
Eigentlich war ich bis jetzt ziemlich gefasst. Ab und zu stieg ein ungewohntes Gefühl in mir auf. Ich konnte es nicht beschreiben. Es war eine Mischung aus Nervosität und Panik. Ich hatte es jeweils ganz schnell zur Seite geschoben.
Nun sitze ich im Auto Richtung Flughafen. Im Auto ist es unangenehm ruhig. Es ist mir, als fühle ich das bedrückende Gefühl, welches mein Vater wahrscheinlich beschlichen hat. Mein Bruder schliesst müde die Augen. Bestimmt ist ihm nicht bewusst, was auf uns zukommt, denke ich. Ist mir dies bewusst? Am Flughafen Zürich treffen wir dann auch meine Mutter und meine Schwester. Zusammen setzen wir uns in den Starbucks. Die Themen sind erzwungen. Niemand möchte an den Abschied denken. Doch er naht…
Am Zoll ist es dann soweit. Meine Mutter nimmt mich in den Arm und flüstert mir weinend zu: “Bitte, tragt sorge zu einander, komm mir ganz wieder! Ich liebe dich ganz fest.“ Ich kann den Schmerz spüren. Mir wird bewusst, was ich uns damit antue. Bestimmt ist es für die Eltern schwer ihr Kind ins ungewisse gehen zu lassen. Sie, aber auch mich beschleicht ein ungutes Gefühl. Was ist wenn ihnen in der Zeit meiner Weltreise etwas zustösst? Was ist wenn es jemandem in meiner Familie schlecht geht? Wenn ich Sie nie mehr in die Arme schliessen kann? Thomas und ich hatten vorher oft darüber geredet, doch jetzt zerreisst mich das Gefühl innerlich. Nach und nach verabschiede ich meinen Vater, kurzatmig. Ich merke, dass er sich beherrschen möchte. Meine Schwester, Mut machend. Und schlussendlich meinen kleinen Bruder, den ich am liebsten einpacken will und dem es jetzt bewusst wird, dass seine Schwester lange Zeit weg sein wird.
Im Flugzeug kann ich meine Tränen nicht mehr stoppen. Ich habe das Gefühl, meiner Familie nicht genug gezeigt zu haben, wie sehr ich sie liebe. Wird das Heimweh vorbei gehen? Was wenn ich vor einem Problem stehe und sie nicht bei mir ist? Ich werde zu viel verpassen. Verpassen wie Leon vielleicht seine erste richtige Freundin hat. Verpassen wie er wächst. Wenn ich zurückkomme, ist er dann einen Kopf grösser als ich? Bräuchte er seine Schwester Zuhause? Habe ich meinen Eltern und mir zu viel zugemutet? Und wenn ich sie das letzte Mal im Arm hatte?
Ich versuche die schlimmen Gedanken wegzuschieben. Bestimmt werden wir uns gesund in die Arme nehmen. Dass wir uns entschieden haben die Schweiz im Oktober zu besuchen, beruhigt mich nun etwas. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass wir in 7 Monaten für das Erste zurückkehren werden. 7Monate?? Möchte ich danach noch weiter?