Inca Trail - Machu Picchu

13.05. - 16.05.2017

 

Wie die meisten Touristen werden auch wir im schmucken Inca-Dörfchen Ollantaytambo für eine Nacht einquartiert, bevor wir um 8:00 Uhr morgens von unserem lokalen Guide Viktor abgeholt werden. Sein Chauffeur transportiert uns durch das Sacred Valley bis zum Busparkplatz am Ufer des Rio Urubamba, wo der Inca-Trail beginnt. Dort dürfen wir unsere zuvor gepackten Taschen (max. 4kg, mit Schlafsack 6kg) den Porters, welche unsere Taschen und die benötigten Utensilien tragen, abgeben. Wir sind alle nervös, haben wir doch so viel von diesem Trip gehört. Ein Gruppen Foto zum Start und los geht’s.

 

Eine Wanderung über diesen Pfad dauert etwa 4 Tage und führt über 3 Gebirgspässe. Der Weg darf nur im Rahmen einer geführten Wanderung begangen werden. Zusätzlich wurde die Zahl der Touristen, die zum Pfad aufbrechen können, auf 500 Personen pro Tag reduziert. Der Inca-Pfad ist oft Monate im Voraus ausgebucht, weshalb auch wir die Tour schon früher in der Schweiz gebucht hatten.

 Tag 1             

 

Unser Trail beginnt in Piscacucho. Heute lassen wir 11km hinter uns. Nach einigen Stunden Fussmarsch finden wir die ersten Ruinen der Incas Namens Llactapata. Ein kleiner Vorgeschmack auf das was uns noch alles erwartet. Der Inca-Trail führt uns durch verschiedene Klimazonen, sodass uns die Natur eine grosse Vielfalt an Pflanzen und Tieren bietet. Nach 5 Stunden Marsch kehren wir bereits in unserem Nachtlager Wayllabamba ein. Die Porters haben bereits alle Zelte aufgestellt und gekocht. Nun möchten wir aber mehr über unser Team erfahren und treffen uns zu einer kleinen Vorstellungsrunde.

 

Wir sind eine Gruppe von 13 Personen. 20 Porters Arbeiten für uns rund um die Uhr. 1 Chefkoch, 1 Assistent, 18 Porters, 2 Guides begleiten uns auf diesem Weg. Die 20 Porters (auch die Köche) tragen täglich 25kg Gepäck über die Pässe. Essen, Zelte, Wasser und unser Gepäck. Einer der Porter macht diesen Job seit 20 Jahren, er selber hat schon 57 Jahre auf dem Buckel. Es war uns schon heute aufgefallen, dass sie an uns vorbei Joggen, nur um rechtzeitig sämtliche Zelte und Toiletten aufgestellt zu haben und dass für uns das Essen, welches übrigens hervorragend ist, rechtzeitig auf dem Tisch steht. Zu diesem Zeitpunkt, sind wir uns noch nicht so bewusst, welch grosse Stütze sie in den nächsten Tagen für uns sein werden. Und als ob das Tragen unserer Sachen nicht genug wäre, bedienen sie uns auch noch beim Nachtessen. Ich komme mir, trotz Zelt über dem Kopf, wie in einem 5 Sterne Hotel vor.

 

In der Nacht können wir am klaren Himmel die Sternenpracht geniessen. Bereits um 8 Uhr sind alle im Bett. Morgens beginnt der Tag früh um 5:00 Uhr.

 2. Tag

 

Um 5 Uhr fungieren die Porters als Weckdienst und bringen warmen Tee und warmes Wasser zum Waschen zur Zelttür. Coca-Tee für die Energie und gegen die Höhenkrankheit. Heute steht uns der härteste Tag bevor. Etwas verschlafen versammeln wir uns nach dem Morgenessen im Vorhof. Die Porters sind schon fleissig am Zelte zusammenpacken und schnallen sich die schweren Rücksäcke um den Rücken. Es geht alles Hand in Hand und zügig voran. Man merkt, dass jeder Handgriff sitzt. Jeder der Porters macht diesen Job 1x/Woche. Manchmal 2x hintereinander, bevor sie einige Tage frei bekommen.

 

Wir laufen los. Heute geht es nur bergauf. Mit vollem Magen bereitet mir dies bereits nach den ersten Minuten Mühe. Trotzdem versuche ich in angenehmen Schritttempo zu bleiben und stetig aufwärts zu gehen. Nach einigen Minuten habe ich mein Schritttempo gefunden und setze mich ein wenig von der Gruppe ab. Bereits nach kurzer Zeit spaltet sich unsere Gruppe in 2 Teile. 1200 Höhenmeter liegen vor uns. Meist müssen wir Treppen hochsteigen. Es sind sehr grosse Tritte und das Erklimmen dieses Berges kommt mir eher wie klettern als wandern vor. Trotzdem kommen wir gut voran. Während die Porters an uns vorbeirasen, werden unsere Beine langsam müder. Vor allem die letzten Meter sind anstrengend, insbesondere weil die Luft dünner wird. Wir machen mehr Pausen und geniessen die tolle Aussicht und doch wollen wir nicht zu lange stoppen um baldmöglichst an der Spitze anzukommen. Auf dem Weg kreuzen wir mehrere Personen, die es nicht geschafft haben und umkehren müssen. Um 10:00 Uhr haben wir es dann endlich geschafft. Wir sind auf dem Warmiwanuska angekommen. Wir haben ihn geschafft, den Dead Womens Pass. Auf 4215 müM ist es kalt. Der Wind pfeift uns um die Ohren und ein Sturm zieht auf. „Weisst du, was ich mir immer gesagt habe?“ fragt mich Ashley „ wenn die Porters das mit 25 kg Gepäck schaffen, kann ich das auch schaffen. Sie waren mein Vorbild und meine Motivation!“

 

Jetzt geht es 2 Stunden steil bergab, im strömenden Regen auf glitschigen Steinen. Ich weiss nicht, was schlussendlich anstrengender war. Bergauf oder bergab? Bergab brauchte man auf jeden Fall mehr Konzentration und wir waren alle Müde, als wir um 12 Uhr in unser Zeltlager einkehren. Mit tosendem Applaus begrüssten uns die Porters im Camp Paq‘aymayo. Säfte und Essen wurden uns umgehend in die Hand gedrückt und unsere Taschen lagen bereits im Zelt. Es vergehen weitere 3 Stunden, bis auch die letzten unser Zeltlager erreichen. Laura bricht vor Überwältigung in Tränen aus, sie hatte zuvor 25 kg abgenommen, nur um diesen Trail zu schaffen. Es war ihr Ziel. Alle haben es geschafft und ich bin mächtig stolz auf die ganze Gruppe. Nass und Müde begeben wir uns in die Zelte wo wir bald erschöpft in nicht allzu tiefen Schlaf fallen.

 

 

Tag 3

Leider habe ich in der Nacht fast kein Auge zugetan. In dieser Höhe ist es sehr kalt und unser Zelt hatte Schieflage. Am Morgentisch merke ich aber, dass es nicht nur mir so geht. Im Internet sind die Meinungen geteilt, ob der 2. Tag oder der 3. Tag am härtesten ist. Wir sind aber eine sehr positive Gruppe und motivieren uns gegenseitig, so dass das mentale Loch schnell gestopft ist. Viktor meint: „ Heute ist der längste Tag, aber gegen das was ihr gestern geschafft habt ist das „Piece of cookie“! Es sind nur 2 Pässe die ihr hinter euch lassen müsst.“ Was wieder bergauf??? „Ja, aber eben diese Berge sind piece of cookie!“ Viktor ist wirklich ein sehr sympathischer Guide. Er ist nicht viel grösser als ich, kann nicht verleugnen, dass er Peruaner ist und spricht ein sympathisch gebrochenes Englisch. Bereits 6 Mal hat er den Inca-Marathon beendet. Wir haben ihn sehr schnell in unser Herz geschlossen. Seine Sprüche sind fortan unsere Leitsätze. Also liebe Gruppe: Alles piece of cookie, okydoky karaoky, los geht’s.

 

Wir beginnen wieder einmal mit Treppen, als wäre es gestern nicht genug gewesen. Doch die wunderbare Flora und Fauna, lässt den Muskelkater von gestern etwas in den Hintergrund rücken. Heute sind es nur 300 Höhenmeter, die wir hinter uns lassen müssen, bevor wir die nächste Sehenswürdigkeit begutachten können. Runkurakay ist eines der gut erhaltenen Inca-Ruinen auf dem Weg. Es war eine Rast- und Versorgungsstätte für Boten. Ausserdem war es ein guter Aussichtspunkt für allfällige Bedrohungen.

Einige Stichpunkte:

·  Ein Chaski (Bote) stellte Nachrichten über das gesamte Inca-Reich zu. Jeder rannte eine Teilstrecke. Ein Beispiel dazu ist: Cuzco nach Quito (2800m) in weniger als 1 Woche.

·   Der Inca-Trail wurde erst 1911 vom US-amerikanischen Archäologen Hiram Bingham  entdeckt. Etliche Forscher gingen zuvor nur knapp daran vorbei.

·   Noch immer finden Forscher neue Teilstücke des Inca-Wegs: Ende August 2001 entdeckte ein Archäologen-Team aus Lima auf 3878 Meter Höhe einen noch unbekannten Abschnitt des Pfades.

·     Die Rekordzeit des Inca-Trail-Marathons wurde von einem Einheimischen in Sandalen mit einer Zeit von 3:45h aufgestellt und gilt bis heute als ungebrochen.

Auf dem Runkuraqua-Pass in 3700 müM wo sich 3 kleine Seen befinden, werden wir Zeugen eines Heiratsantrages. Eigentlich war dieser für den Tag zuvor geplant. Genauso wie bei uns hatte es aber auf dem höchsten Pass derart gestürmt, dass dies nur halb so romantisch gewesen wäre.

Bevor wir im Camp zum Lunch (Phuyupatamarka) ankommen, machen wir einen Abstecher zu den Ruinen Sayaqmarka. Ein Porter kreuzt uns. Ich frage ihn wohin er will? Er erklärt mir außer Atem, dass sie einen Teil des WCs im letzten Camp vergessen haben und er jetzt zurück sprinten muss, um dieses zu holen. Er müsse noch bevor wir das Camp erreichen zurück sein. Man stelle sich bitte einmal vor, einen Weg von 3 Stunden zuerst mit 25kg Gepäck im Sprint über Stock und Stein über einen Pass zurück zulegen, danach denselben Weg noch einmal hin und zurück zu bewältigen, nur um einer Gruppe von Touristen zu ermöglichen, das eigene Klo zu benutzen, welches du zum Dank danach auch noch selber putzen musst.

Von Phuyupatamarka nach Winaywayna (Nachtcamp) sind es dann noch einmal 8km. Dieser Weg kann ich richtig geniessen. Langsam verändert sich die Fauna in einen kleinen Urwald. Es sind wunderschöne Inca-Treppen und Inca-Wege denen wir entlang gehen, durch Tunnels von den Incas in Felsen gemeisselt. Wir sehen Kondore am Himmel, wunderschöne Schmetterlinge, Alpacas und das Wetter spielt perfekt mit. Wir passieren 2 weitere riesige Ruinen: Phuyupatamarka und Winayhuayna. Unweigerlich stellt man sich die Frage: Wie waren die Inca in der Lage, einen so perfekten Tempel in eine solch wilde Natur zu bauen? Wie bewegten die Inca tonnenschwere Felsplatten, ohne das Rad zu kennen?

Unsere Gruppe hat für den 3. Tag 10 Stunden gebraucht. Um 16:30 Uhr haben wir unser Zeltlager erreicht. Noch bis spät in die Nacht hinein werden Gruppen erwartet. Um 21:00 Uhr erreichen dann auch die letzten Gruppen das Zeltlager.

 

 

4. Tag

 

Es hatte die ganze Nacht durch geregnet und auch, als wir um 03:45 Uhr geweckt werden, will der Regen nicht aufhören. Wir packen uns in warme regenfeste Kleidung und gehen los. Um ehrlich zu sein, nicht, weil jeder der erste am Machu Picchu sein will, müssen wir so früh aufstehen, sondern, weil die Porters unser ganzes Gepäck auf den ersten Zug hiefen müssen, damit wir es rechtzeitig entgegennehmen können. Dies schaffen sie nur, wenn sie das Tal runter rennen. Die Tore zum Naturschutzgebiet des Machu Picchus öffnen erst um 5:30 Uhr morgens. Und so warten wir 1 Stunde im Regen, bis es endlich weiter gehen kann.

 

Ich muss zugeben, wir waren nicht besonders erpicht darauf im Regen die schmalen, glitschigen Wege zu gehen, trotzdem konnte uns Viktor stehts bei Laune halten.

 

Wir erreichen das Sungate, von wo wir eigentlich eine wunderschöne Aussicht auf den Machu Picchu geniessen sollten. Der Nebel machte uns aber einen Strich durch die Rechnung. „Kommt, wir blasen den Nebel einfach weg!“ Ruft eine Kollegin. Und das tun wir dann auch tatsächlich. „uno dos tres, phuuuuuuuuu!“ Nocheinmal „uno dos tres, phuuuuu!“ Und zu allem Erstaunen der übrigen Touristen klappt es tatsächlich. Vor uns tut sich nur für Sekunden eine wunderbar mystische Welt auf mit Blick auf den Machu Picchu. „Deshalb liebe ich diese Gruppe!“ Ruft Viktor entzückt. „Das passiert nur durch eure positive Energie. Ich bin Stolz eine solche Gruppe zu haben!“ Freudig und voller Erwartungen steigen wir nun zum Machu Picchu ab. Und auch dort tut sich just für unser Gruppenfoto ein Loch im Nebel auf. „Ihr habt Glück, wir müssen niemanden Opfern um gutes Wetter zu kriegen!“ schreit Viktor „und ich erzähl euch ein kleines Geheimnis, nur in 30% der Tage im Jahr kann man vom Sungate aus den Machu Picchu sehen. Ihr habt verdammtes Glück!“

 

Machu Picchu

 

Bald hört es auch auf zu Regnen und die Sonne drückt durch den Nebel. Wir können wunderschöne Fotos schiessen und zum Ende scheint sogar die Sonne und wärmt unsere bis auf die Unterwäsche nassen Kleider und unsere müden Knochen wohltuend auf. Es scheint mir, als käme nur für uns die Sonne.

 

Machu Pikchu (deutsch alter Gipfel) bitte nicht zu verwechseln mit Machu Pichu (alter Schw…) ist eine gut erhaltene Ruinenstädte in Peru. Die Incas erbauten die Stadt im 15. Jahrhundert in 2430 Metern Höhe auf einem Bergrücken. Die terrassenförmige Stadt ist sowohl über einen schmalen Bergpfad wie auch über vergleichsweise größere Inca-Pfade mit der einstigen Hauptstadt des Incareiches Cusco und den Ruinen von Llactapata verbunden. Man geht heute davon aus, dass die Stadt in früheren Zeiten bis zu 1000 Leute beherbergen konnte. Grosse Teile der Ruine sind bis heute noch im Originalzustand und die Wasserkanäle noch voll Funktionsfähig.

 

Einige Fakten (Referenz Wikipedia):

 

·           Über den Sinn und Zweck dieser Stadt wurden verschiedene Theorien entwickelt. Tatsächlich existieren über sie keine Überlieferungen beziehungsweise wissenschaftliche Aufzeichnungen, weshalb auf der Grundlage archäologischer Funde nur mehr oder weniger begründete Vermutungen angestellt werden können.

 

·           In den Jahren 1912 und 1913 begann Bingham damit, die Stadt freizulegen. 1915 veröffentlichte er ein Buch über seine Erforschung Machu Picchus. Berühmt wurde Machu Picchu, als die National Geographic Society ihre gesamte Ausgabe vom April 1913 dieser Stadt widmete.

 

·           Die UNESCO nahm Machu Picchu 1983 in die Liste des Weltkulturerbes auf.

 

·           Machu Picchu ist eine der größten Touristenattraktionen in Südamerika. Täglich besuchen durchschnittlich etwa 2.000 (Stand 2003) bzw. 2.500 Personen (Stand 2016 [9]) die Sehenswürdigkeit. Die UNESCO fordert eine Reduktion auf höchstens 800 Besucher, um das Kulturerbe nicht zu gefährden.

 

Nach 4 Tagen und 3 Nächten Campen, freuen wir uns nun über eine warme Dusche und ein bequemes Bett. Voller neuer Impressionen fallen wir schnell in einen tiefen Schlaf (und wachen mit starkem Muskelkater wieder auf J).

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Papi (Dienstag, 30 Mai 2017 02:22)

    Super geschrieben. Ich konnte mitfühlen.